Die Welt, Deautschland
20 April 2005
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Protest against commemoration ceremony
Turkish organizations criticize Armenian meeting
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Protest gegen Gedenkfeier
Türkische Organisationen kritisieren armenische Veranstaltung
von Ayhan Bakirdögen
Die Gedenkveranstaltung im Abgeordnetenhaus am kommenden Sonnabend
für die Opfer der armenischen Deportationen im Osmanischen Reich
während des Ersten Weltkrieges stößt bei türkischen Organisationen
auf heftige Kritik. Eine aus acht großen Vereinen – darunter auch die
Türkische Gemeinde zu Berlin – gebildete “Initiative Türkischer
Organisationen” ruft alle türkischen Mitbürger auf, per Fax oder
E-Mail gegen die Veranstaltung zu protestieren.
“Solche Provokationen gefährden den sozialen Frieden in der Stadt und
führen zu Polarisierungen. Es ist traurig, daß der
Parlamentspräsident Walter Momper dort eine Rede halten wird”, sagt
der Sprecher der “Initiative Türkischer Organisationen”, Taciddin
Yatkin. Hintergrund ist der 90. Jahrestag der von beiden Seiten seit
Jahrzehnten umstrittenen Deportation von Armeniern zwischen 1915-18.
Dabei sollen bis zu 1,5 Millionen Armenier ums Leben gekommen sein.
Der eigentliche Gedenktag ist jedes Jahr am 24. April. Die Armenische
Gemeinde zu Berlin hat die Veranstaltung einen Tag vorgezogen, da am
nächsten Tag in Frankfurt am Main die zentrale Gedenkveranstaltung
stattfindet.
Dagegen ist der 23. April fast heilig für die Türken. An diesem Tag
im Jahre 1920 bildete Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk das
türkische Parlament und widmete diesen Tag den Kindern aus aller
Welt. Auch in Berlin wird er jährlich gefeiert. “Es war keine
Provokation. Wir wollten unseren Mitgliedern die Gelegenheit geben,
am nächsten Tag nach Frankfurt zu fahren”, sagt das Vorstandsmitglied
der Armenischen Gemeinde, Vartkes Alyanak. Weiterer Kritikpunkt ist
die Vermietung des Plenarsaals des Abgeordnetenhauses für diesen
Zweck. “Man sollte sich über die Befindlichkeiten von anderen
Volksgruppen informieren, bevor man solche symbolischen Säle
vermietet”, sagt Yatkin.
Walter Momper will sich indes zu dem Thema nicht äußern. Alles was er
zu sagen habe, werde er am Sonnabend auf der Veranstaltung sagen,
ließ der SPD-Politiker mitteilen. Bei einem persönlichen Gespräch
soll er allerdings den Vertretern der “Initiative Türkischer
Organisationen” gestanden haben, die Bedeutung des 23. April für die
Türken nicht gekannt zu haben. “Er lebt seit Jahren in Kreuzberg. Es
ist schwer zu glauben, daß er das nicht gewußt haben kann”, sagt
Yatkin.
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