Stuttgarter Nachrichten
18. Juni 2005
Turkei greift Bundestag an;
Erdogan: Armenien-Beschluss “hassliches” Vorgehen
Berlin/Ankara (dpa) – Die vom Bundestag beschlossene Resolution zu
den Massakern an den Armeniern vor 90 Jahren im Osmanischen Reich
hat Verstimmungen zwischen Deutschland und der Turkei ausgelost.
Der turkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan sprach von einem
“hasslichen” Vorgehen.
Die Turkische Gemeinde in Deutschland warf dem Bundestag vor, er
sei der “Hasspropaganda” mancher armenischen Kreise erlegen. Die
Bundesregierung bezeichnete die Resolution als ausgewogen. Positiv
waren die Reaktionen in Armenien.
Erdogan erklarte, im Antragstext finde sich zwar nicht der Begriff
“Volkermord”, aber der Begriff “Massaker”. Er finde es politisch
sehr falsch, dass der Bundestag einfach Interessengruppen nachgebe,
ohne das Thema zu diskutieren.
Regierungssprecher Thomas Steg sagte, gerade die Deutschen wussten,
dass die Aufarbeitung historischer Schuld und die Bereitschaft zur
Versohnung und zum Verzeihen unverzichtbar seien, “um eine gute und
friedliche Zukunft der Volker zu gestalten”. Der Bundestag hatte
einem Antrag aller Fraktionen zugestimmt, der die Turkei zum Dialog
uber die Massaker an den Armeniern auffordert. Dabei waren mehr als
eine Million Armenier ums Leben gekommen.