DIE WELT
12. Oktober 2007
Armenien-Resolution löst heftige Reaktionen in der Türkei aus
Lars-Broder Keil
Washington – Ein US-Kongressausschuss hat mit seinem Votum für eine
Resolution zur Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern in der
Türkei heftige Kritik ausgelöst. Präsident Abdullah Gül äußerte sich
empört, Premier Recep Tayyip Erdogan sprach von einer Gefährdung der
strategischen Partnerschaft. Außerdem wurde der Botschafter in
Washington zurückgerufen. Die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses
des Repräsentantenhauses hatten sich am Mittwoch mit 27 zu 21 Stimmen
über Warnungen von US-Präsident George W. Bush hinweggesetzt.
Gül bezeichnete die Resolution, die die Verfolgung und Vertreibung
von Armeniern im Ersten Weltkrieg als Völkermord einstuft, als "nicht
akzeptabel". Während der Massendeportationen kamen bis zu 1,5
Millionen Armenier ums Leben. Bis heute reagiert Ankara uneinsichtig
auf dieses Thema. So verurteilte ein Strafgericht gestern den Sohn
des ermordeten armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink für den
Abdruck eines Interviews über den Völkermord wegen "Beleidigung des
Türkentums". DW