THE PROMISE – DIE ERINNERUNG BLEIBT bundesweit in die deutschen Kinos ab Donnerstag / THE PROMISE – THE MEMORY REMAINS to Open in Theaters Throughout Germany on Thursday

Von Patrick Heidmann 14. August 2017 – 14:28 Uhr

Schauspieler Christian Bale als trinkfester Reporter in dem historischen Drama „The Promise – Die Erinnerung bleibt“.

Foto: Verleih

Oscar-Gewinner Christian Bale über Superhelden, seinen neuen Film „The Promise“ und den Genozid an den Armeniern.

Berlin – In jungen Jahren machte er Werbung für „Pacman“ und
spielte in der Astrid-Lindgren-Verfilmung „Mio, mein Mio“ mit.
Weltbekannt wurde Christian Bale
jedoch als Batman in Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie. Jetzt
ist der Waliser als trinkfester Reporter in dem historischen Drama „The
Promise – Die Erinnerung bleibt“ zu sehen.

Mr. Bale, Ihr neuer Film „The Promise –
Die Erinnerung bleibt“ handelt von dem Untergang des Osmanischen
Reiches und dem Völkermord an den Armeniern. Waren Sie mit diesem
Kapitel der Geschichte vertraut?

Zu meinem eigenen Erschrecken wusste ich gar nichts über diesen
Völkermord. Und war dann noch schockierter, dass ich damit längst nicht
der Einzige war. Eigentlich hatte niemand, mit dem ich im Vorfeld des
Films sprach, in der Schule oder sonst irgendwo etwas darüber gelernt.
Als ich zum ersten Mal das Drehbuch in den Händen hielt, jährte sich
dieser Genozid allerdings gerade zum 100. Mal. Plötzlich fingen
Politiker auf der ganzen Welt endlich an, über die Ereignisse von damals
zu sprechen.

Haben die im Film gezeigten Ereignisse aber auch heute noch eine Relevanz?

Oh ja, das wurde mir damals schnell klar. Im Fernsehen war zu sehen,
wie in den nordirakischen Gebirgen Tausende Jesiden von der Terrormiliz
Islamischer Staat eingekesselt und ermordet wurden. Die Ähnlichkeiten zu
dem, was ich im Drehbuch zu „The Promise“ über das Schicksal der
Armenier las, war erschütternd. Es ist fürchterlich, wie sich Geschichte
immer aufs Neue wiederholt. Wenn ein Film wie unserer auch nur ein
bisschen dazu beitragen kann, dass wir als Menschheit dazulernen, dann
ist schon viel gewonnen.

Man
muss dazu sagen, dass „The Promise“ auch von der Liebe erzählt. Genauer
gesagt eine Dreiecksgeschichte, in der Sie und Oscar Isaac die gleiche
Frau lieben. . .

Ich gebe zu, dass
ich anfangs unsicher war, warum es unserem Regisseur und Drehbuchautor
Terry George so wichtig war, das thematisch auf diese Art und Weise
miteinander zu verbinden. Ich hatte irgendwie den Eindruck, man müsse
die Brutalität der Ereignisse noch viel drastischer zeigen. Doch Terry
hat mir erklärt, dass man gerade bei einem so wenig bekannten Kapitel
unserer Geschichte versuchen müsse, ein möglichst breites und vor allem
junges Publikum zu gewinnen. Hätte man ausschließlich und gnadenlos das
reale Grauen gezeigt, wäre es schwer geworden, die Menschen zu
erreichen, statt nur zu verstören. Aber über diese drei Figuren und ihre
Liebesgeschichte gelingt es hoffentlich, einen persönlicheren Zugang zu
dieser Thematik zu finden.

Sind die Unterschiede zwischen Ihnen und Isaac in der Realität so groß wie im Film?

Oscar ist ein toller Typ und ohne Frage einer der besten Schauspieler
seiner Generation. Aber tatsächlich sind wir ziemlich verschieden. Wie
gesagt: Er ist ein echter Schauspieler. Und ich bin das – ohne dass ich
kokett sein will – irgendwie nicht.

Wie meinen Sie das denn?

Na ja, ich kann Ihnen zum Beispiel etwas darüber erzählen, wie ich
meine Rolle in „The Promise“ gespielt habe. Aber über die
Schauspielerei, als Handwerk und als Kunstform, weiß ich eigentlich
nicht das Geringste. Deswegen bin ich anders als Oscar und die meisten
anderen Kollegen bei Dreharbeiten so gar nicht gesellig.

Das müssen Sie bitte genauer erklären . . .

Für mich ist die Schauspielerei etwas, das ich aus dem Bauch heraus
mache. Ich habe keine Technik, die es mir erlaubt, von einer Sekunde auf
die nächste umzuschalten und zurück in der Rolle zu sein. Deswegen
ziehe ich mich während der Arbeit zurück und bleibe in meiner eigenen
kleinen Welt. Das tut mir manchmal leid, weil ich eine gewisse Distanz
halte zu meinen Kollegen und der Crew. Aber wenn ich die zu gut
kennenlerne, will ich mich als Privatmensch mit denen amüsieren und
könnte mich nicht mehr darauf konzentrieren, vor der Kamera jemand
anderes zu sein.

Privat sind Sie nicht so kontaktscheu, oder?

Nein, es gibt sicherlich größere Eigenbrötler als mich. Allerdings
würde ich schon sagen, dass ich mich nicht selten umgeben von Kindern
und Tieren wohler fühle als zwischen lauter smarten Erwachsenen. Das
Gefühl zu haben, immer etwas Intelligentes zum Gespräch beitragen zu
müssen, setzt mich manchmal unter Druck.

Dabei scheinen Sie jemand zu sein, der Druck aushalten kann. Zumindest
gibt es nur wenige Schauspieler, die für Ihre Rollen so häufig so
radikal psychische und körperliche Grenzen überschreiten . . .

Für mich war in dieser Hinsicht immer Jimi Hendrix ein Vorbild. Den
habe ich als Kind, vermutlich im Fernsehen, Gitarre spielen sehen und
war wie vom Donner gerührt. So wie er in dem Moment aussah, wollte ich
auch wenigstens einmal im Leben fühlen. Dieser vollkommen
selbstvergessene Gesichtsausdruck, diese Ekstase, die schon blutig
gespielten Finger. Daran wollte ich – ohne mich annähernd mit Hendrix’
Talent zu vergleichen – zumindest ansatzweise mal in meinem Beruf
herankommen. Und das geht nun einmal nicht ohne Hingabe und das Bringen
von Opfern.

Ihre ersten
Kino-Hauptrollen liegen inzwischen 30 Jahre zurück. Hätten Sie als
Zwölfjähriger damit gerechnet, heute immer noch vor der Kamera zu
stehen?

Im Leben nicht. Ich habe
jeden Film, jede Reise, jede Party in dem Glauben genossen, das sei das
letzte Mal. Mir hat das unglaublich viel Spaß gemacht, mein Leben
verwandelte sich vorübergehend in einen Disneyland-Ausflug. Aber ich
habe damals nicht viel an die Zukunft gedacht.

Hatten Sie einen Plan B für die Zukunft?

Gar nicht. Ich war kein besonders guter Schüler, also wer weiß, ob ich
studiert hätte. Mein Vater hat mir aber auch mit auf den Weg gegeben,
dass man nicht zu viele Pläne machen soll, weil sowieso immer alles
anders kommt. Abgesehen davon war ich damals ein Kind. Da hat doch kein
Mensch eine Ahnung, was er für den Rest des Lebens machen will.

Werden wir Sie jemals wieder in einem Superhelden-Film sehen?

Nein, mit dem Thema bin ich durch. Verstehen Sie mich nicht falsch,
denn ich bin sehr stolz auf die drei Batman-Filme, die ich mit
Christopher Nolan gedreht habe. Wenn man schon Comic-Verfilmungen dreht,
dann sollte man verdammt noch mal die besten drehen, die es gibt. Genau
das ist uns gelungen. Aber Chris hatte immer gesagt, dass es bei drei
Filmen bleibt, und ich war da stets seiner Meinung. Deswegen halte ich
es für ziemlich ausgeschlossen, dass Sie mich je wieder in einem
Superhelden-Kostüm sehen werden.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.christian-bale-ueber-seinen-neuen-film-the-promise-ich-wusste-nichts-ueber-diesen-voelkermord.63bb7919-478b-4d08-9fd1-fa77db61d700.html