Neue Irritationen zwischen der Turkei und der Schweiz

SwissInfo Deutsch
10 juni 2005

Neue Irritationen zwischen der Türkei und der Schweiz

ISTANBUL/BERN – Die Verstimmungen zwischen der Türkei und der Schweiz
ziehen weitere Kreise. Wie die türkische Presse berichtete, wurden
geplante Besuche von Bundesrat Deiss in der Türkei und des türkischen
Handelsministers in der Schweiz abgesagt.

Nach Berichten der türkischen Tageszeitungen “Radikal” und “Milliyet”
sagte der türkische Handelsminister Kürsad Tüzmen seine Teilnahme am
“Swiss-Turkish-Business-Council” (STBC) ab. Dieses sollte vom 22. bis
24. Juni in Zürich stattfinden.

Das Treffen sei bereits vor einem Monat auf unbestimmte Zeit
verschoben worden, bestätigten die STBC und der Sprecher des
türkischen Handelsministers gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Nach Angaben von Manuel Sager, Sprecher im Eidg.
Volkswirtschaftsdepartement (EVD), annulierte die türkische Seite
gleichzeitig auch das für dieses Datum geplante Arbeitsessen mit
Wirtschaftsminister Joseph Deiss “wegen Terminproblemen”.

Die türkischen Zeitungen “Radikal” und “Milliyet” berichteten weiter,
Wirtschaftsminister Joseph Deiss habe im Gegenzug einen für September
geplanten Gegenbesuch in der Türkei abgesagt. Im Eidg.
Volkswirtschaftsdepartement (EVD) hiess es dazu lediglich, der Besuch
von Deiss im September sei von türkischer Seite nicht bestätigt.

Die türkische Botschaft in Bern wusste nichts von einer Absage. Der
Besuch von Deiss in der Türkei sei nach wie vor für diesen Herbst
geplant, sagte Presse-Attaché Sibel Gal.

Handelsminister Tüzmen begründete seine Absage mit den
Vorermittlungen der Justiz in Winterthur gegen den türkischen
Historiker Yusuf Halacoglu. Der Historiker soll bei seiner Rede den
Völkermord an den Armeniern verharmlost und damit das
Anti-Rassismus-Gesetz verletzt haben.

Trotz der jüngsten Spannungen soll nun am Montag eine türkische
Parlamentarier-Delegation für eine Woche in die Schweiz reisen.
Gemäss Paolo Janke, Sekretär der Aussenpolitischen Kommission (APK),
wird der Besuch wie vorgesehen stattfinden. Geplant sind unter
anderem Treffen mit den Ratspräsidenten und den Bundesräten Micheline
Calmy-Rey und Deiss.